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Hesel–, Brand– und Kohlmisse bei Würzbach Heimat des Auerhuhns


Letzte Aktualisierung: 10.04.2015

Das Naturschutzgebiet Hesel–, Brand– und Kohlmisse bei Würzbach ist ein weiträumiges Schutzgebiet. Missen, lichte Kiefernwälder und kniehohe Beerensträucher sind prägend für weite Teile des Gebietes. Mit etwas Glück kann man hier den Charaktervogel des Schwarzwaldes beobachten: das Auerhuhn.

Heselmisse: Der lichte Kiefernwald ist eine Folge der Streunutzung.
Heselmisse: Der lichte Kiefernwald ist eine Folge der Streunutzung. © Marko Leson

Hesel-, Brand- und Kohlmisse

Unweit von Würzbach liegt das Schutzgebiet Hesel–, Brand– und Kohlmisse. Ein Waldparkplatz an der K 4325 Straße von Würzbach nach Agenbach bietet einen idealen Ausgangspunkt, um das Gebiet zu erkunden. Leider gibt es keinen Rundweg, sodass man entweder die Waldwege vor und zurückgehen oder, wenn man eine Rundwanderung machen möchte, das Schutzgebiet streckenweise weiträumig verlassen muss. Die Begehung wiederum ist recht einfach. Wir befinden uns hier auf einer Hochebene, sodass es keiner Anstrengung bedarf, das Gebiet zu erkunden. Breite Forstwege, allesamt befestigt –sei es geschottert oder geteert – durchziehen das Gebiet.

Markantes Merkmal sind die Missen (1). Dabei handelt es sich um vermoorte Flächen, wie sie hier in der Gegend häufiger anzutreffen sind. Auffallend sind auch die unterschiedlich strukturierten Wälder. Neben den üblichen gleichförmig aufgewachsenen Fichtenforsten finden sich lichte von Kiefern Altholz dominierte Bestände, die, je nachdem wo man sich gerade befindet, mal mehr mal weniger stark von jüngeren Fichten unterwachsen werden. Aber auch plenterartige Tannen Fichten Wälder, ohne flächigen Kronenschluss, finden sich hier.

Streunutzung – eine historische Waldbewirtschaftung

Warum die Wälder hier so licht sind, hat einen Grund, und der liegt wie so oft genauso beim Menschen, der durch sein Wirken erst die Lebensräume für das Auerhuhn geschaffen und später durch geänderte Wirtschaftsweisen wieder entzogen hat. Zunächst durch Waldweide, später, nachdem sich die Stallhaltung durchgesetzt hat, durch Nutzung der Bodenstreu wurde die Verjüngung der Wälder behindert und anschließend dem Wald massiv Nährstoffe entzogen. So wurde der Wald lückig und die Böden versauerten stärker als sie von Natur aus wären. In der Heselmisse nun hat man die Streunutzung wieder aufgenommen. So wird zum einen eine alte Wirtschaftsweise quasi museal erhalten und zum anderen der lückige Bestand gefördert.

Lebensraum für das Auerhuhn

Dieser lückig–lichte Waldaufbau, bei dem es keine geschlossene Kronendecke gibt, ist ein typisches Merkmal für den Lebensraum des Auerhuhns, dem Charaktervogel des Schwarzwaldes. Da wo viel Licht auf den Waldboden trifft, wachsen auf den sauren Böden verschiedene Beerensträucher, wie Heidel–, Preisel– oder Rauschbeere. Im Naturschutzgebiet sieht man diesen Zusammenhang sehr deutlich: Sobald der Wald dichter und dunkler wird, verschwinden die Beerensträucher.

Für das Auerhuhn sind das wichtige Bestandteile seines Habitats: Im Sommer ernährt es sich von den Beeren und die fast schon solitär stehenden Bäume werden als Schlaf– oder Balzplatz genutzt.

Ein Auerhuhn allerdings anzutreffen, ist dann doch nicht so einfach, wie man denkt. Glück gehört schon dazu. Wer sich auf die Suche nach diesem beeindruckenden Vogel macht, der sollte Folgendes noch beachten: Dass man in Naturschutzgebieten die Wege nicht verlassen darf ist allgemein bekannt, man erfährt es spätestens wenn man auf das entsprechende Schild an der Grenze des Gebietes schaut und den Text auch ließt. Gerade in Gebieten, in denen Auerhühner vorkommen, ist es aber noch wichtiger, sich als Besucher insbesondere im Winter störungsarm zu verhalten. Der Lebensraum des Auerhuhns ist durch lang anhaltende Winter geprägt. In dieser Zeit herrscht Nahrungsmittelknappheit. Daher frisst sich das Auerhuhn einen entsprechenden Vorrat an, um im Winter gut über die Runden zu kommen. Um noch mehr Energie zu sparen, kann das Auerhuhn tagelang bewegungslos an einer Stelle verharren. Eine Störung, die zur Flucht verleitet, verbrät Energie, die dann an anderer Stelle fehlt. Ein paar Mal zu oft beunruhigt, und es kann so langsam knapp werden mit dem im Sommer angefutterten Polster.

Das Auerhuhn im Schwarzwald

Für das Auerhuhn ist der Schwarzwald ein bedeutender Lebensraum. Früher war der große Vogel noch häufig anzutreffen, doch dann gingen die Bestandeszahlen zunehmend zurück (2). Ende des 19. Jahrhunderts soll das (geschätzte) Vorkommen bei rund 3800 balzenden Hähnen gelegen haben, im Jahr 2012 lag der Bestand dann noch bei gut 300 Hähnen. Während sich im Nordschwarzwald der Bestand stabilisiert, geht er in anderen Bereichen des Schwarzwaldes weiter zurück.

Im Wesentlichen ist der Rückgang auf Änderungen des Lebensraumes zurückzuführen. Ehemals lichte Wälder wurden ertragsorientiert umgebaut und damit dichter. Das Auerhuhn hat aber – wie wir bereits gesehen haben – sehr spezielle Ansprüche an den Lebensraum, der durch diese dichten, geschlossenen Waldbestände nicht mehr erfüllt werden konnte. Zum einen sind das lichte Wälder mit Tannen, Fichten oder Kiefern und auch Buchen mit vielen Beerensträuchern im Untergrund – eben so, wie wir sie hier im Naturschutzgebiet stellenweise auch vorfinden. Auch einzeln stehende alte Bäume sind wichtig. Das Auerhuhn zieht sich hoch in die Krone zurück, um auf einen starken, Deckung gebenden Ast zu übernachten. Der große Vogel benötigt auch Platz zum Fliegen, enge Waldbestände sind da eher kontraproduktiv.

Um den Bestand zu schützen, hat die Forstliche Versuchsanstalt in Baden Württemberg einen Aktionsplan zum Schutz des Auerhuhns entworfen (3).


Alle Bilder: © Marko Leson
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