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Die Geschichte des idyllischen Ebnisees


Letzte Aktualisierung: 06.03.2019

Wer heute am Ebnisee gemütlich die Seele baumeln und seinen Blick über das Wasser schweifen lässt, der kommt sicherlich nicht auf die Idee, dass es sich nicht um einen natürlichen See handeln könnte. Warum auch? Die Idylle ist zu schön und die landläufig bekannten Gründe wie künstliche Seen entstehen, etwa Kies– oder Sandabbau oder Stauseen zur Trinkwasser– oder Energiegewinnung, scheinen ja nicht zuzutreffen.

Der Ebnisee bei Welzheim.
Der Ebnisee bei Welzheim. © Marko Leson

Nach oben Wie der Ebnisee entstand

Trotzdem lohnt es, sich ein paar Gedanken über die Geschichte des Sees zu machen. Sie führen uns in eine noch gar nicht so lange zurückliegende Vergangenheit, als das Leben für die Menschen im Schwäbischen Wald noch rau und beschwerlich war.

Nach obenKarte: Ebnisee

Nach oben Holznot in Stuttgart und Ludwigsburg

Holzpolder
Holz war über Jahrhunderte der wichtigste Rohstoff.© Marko Leson

Holz war lange Zeit der wichtigste Rohstoff überhaupt. Man brauchte ihn zum heizen und bauen. Keine warme Mahlzeit und keine warme Hütte im Winter ohne Holz. Heute wie damals ist es das gleiche: dort wo in den Städten viele Menschen zusammenkommen, werden die meisten Rohstoffe benötigt. Während heute der Tanklastwagen das Öl aus fernen Ländern zu uns bringt, musste früher das Holz aus Regionen herbeigeschafft werden, die zwar nicht ganz so weit weg waren, aber auch nicht mehr um die Ecke lagen. Jahrhundertelang hatte man Raubbau an den Wäldern getrieben, und so wurde der Wald um die Ballungsräume immer lichter, bis er mehr oder weniger ganz verschwand. In abgelegenen Regionen wie dem Schwäbisch Fränkischen Wald, dünn besiedelt und im Grunde nur mit Waldreichtum gesegnet, sah die Welt noch anders aus.
Im 18. Jahrhundert nun wuchs der Brennholzbedarf der Städte Ludwigsburg und Stuttgart immer weiter an. Zum einen weil die Bevölkerung zunahm, zum anderen weil die herzögliche Hofhaltung ihren Tribut verlangte. Gleichzeitig waren die Wälder der näheren Umgebung ausgeräumt. Es war nicht mehr genug zu holen, um den Bedarf der Bevölkerung zu decken.

Nach oben Probleme beim Holztransport

Wie aber nun das Holz vom Ort der Entstehung in diese Orte bringen? Das überall brauchbare Wege vorhanden sind, das ist ein Privileg unserer Zeit. Aber selbst wenn es bereits gute Erschließungen gegeben hätte, die Menge des Holzes war über Fuhrkarren sicherlich nur schwer wenn überhaupt zu liefern. Die Eisenbahn existierte zu dieser Zeit noch nicht.
Lange Zeit waren Wasserstraßen die wichtigsten Transportwege. Es lag also nahe, auch das Holz über diesen Weg an seinen Bestimmungsort zu bringen. Holz zu flößen war eine bekannte und weithin praktizierte Möglichkeit, den Transport zu bewerkstelligen.
Schauen wir uns im Naturpark ein wenig um, dann stellen wir zwar eine Menge Bachläufe fest, aber auch dem unbedarften Beobachter ist schnell klar, das es nicht damit getan sein kann das Holz einfach ins Wasser zu werfen, es mit guten Wünschen zu versehen und das Beste zu hoffen. Es gab da ein rein praktisches Problem. Die meisten Bäche oder kleinen Flüsse führten schlicht zu wenig Wasser.

Die Lösung war andererseits denkbar einfach: Staute man an geeigneter Stelle einen Bach und ließ das Wasser zum passenden Zeitpunkt abfließen, so konnte das Holz in dem entstehenden Schwall mitgerissen und zu Tal befördert werden.
Halten wir uns das Bild vor Augen, wie man es ggf. aus der ein oder anderen touristischen Vorführung aus dem Schwarzwald kennt, wo lange Stämme im Wasser liegen, Männer auf ihnen herumkrabbeln und diese Flöße beisammen halten bis sie ihren Bestimmungsort erreicht haben. Unschwer erkennt man, das für Langholz breitere Flüsse notwendig sind, damit das Holz fließen kann, ohne irgendwo zu verkanten und einen Stau zu generieren. Wieder fragen wir uns, wo hätte das im Schwäbisch Fränkischen Wald möglich sein sollen?
Mit der oben beschriebenen Methode war der Transport von Langholz also nicht möglich. Werfen Sie einen Blick in die Wieslaufschlucht: selbst wenn hier der Wasserstand deutlich höher gewesen wäre, wie hätte das Langholz vernünftig zu Tal gebracht werden sollen? Nein, was hier transportiert wurde war Scheitholz - ausschließlich für den Brennholzbedarf und mithin deutlich zurechtgestutzt. Im Raum des Naturparks wurde daher eine andere Art der Flößerei betrieben - nämlich die ohne Flöße.

Nach oben Der Ebnisee entsteht

Ebnisee
Morgendliche Stimmung am Ebnisee© Marko Leson

Wie also sollte das Holz aus dem Welzheimer Wald seinen Weg nach Ludwigsburg oder Stuttgart finden? Der Ebnisee bot sich an - aber halt, den gab es ja noch nicht. Das Holz sollte also die Wieslauf runter zur Rems geflößt werden. Das Wasser reichte dafür aber wie wir gesehen haben nicht aus. Was war die Lösung? Man staute den Sommerbach - et voíla der Ebnisee war geboren, Geburtsjahr 1745/46.

Aber damals dachte man noch nicht an die vergnügungssüchtigen Städter, die aus dem Großraum Stuttgart mal geschwind einen Ausflug an einen malerischen See machen wollen. Deswegen war der See auch nicht das ganze Jahr über gestaut sondern nur über die Winterzeit. Im Frühjahr, wenn sich genug Wasser gesammelt hatte, wurden die Schleusen geöffnet und das Holz schoss zu Tal. Ganze sechs Tage dauerte das Spektakel, dann war der Ebnisee leer. Und natürlich war es nicht allein damit getan, den Schieber zu öffnen. Hätte niemand entlang des Flusses eingegriffen, dann hätte es bald einen neuen, nicht gewollten Stausee gegeben. Die Scheithölzer hätten sich mächtig ineinander verkeilt und nichts wäre mehr vorwärts gegangen - bis zum unweigerlich eintretenden Dammbruch. Um das zu verhindern, waren auf der Strecke Männer (1) abgestellt, die mit Stangen für einen reibungslosen Ablauf des Holzes zu sorgen hatten.

Nach oben Der Schlittenweg

Jetzt musste im Winter das geschlagene Holz nur noch zum Ebnisee gebracht werden. Der See selbst liegt in einer Talmulde. So entstand beispielsweise der 26 km lange Schlittenweg von Nestelberg bei Sulbach an der Kocher zum Ebnisee. Bis 1844 wurde der Schlittenweg in seiner gesamten Länge benutzt. Heute kann man ihn zum Teil im Gelände noch erwandern. Die Schlittengespanne wurden von Pferden oder Ochsen gezogen. Damit die Tiere die Arbeit überhaupt leisten konnten, war der Weg so ins Gelände eingefügt, das es nur geringe Steigungen und Gefälle gab.
Der Abstieg zum Ebnisee war für sie allerdings zu steil. Das Holz musste über eine riesige Rutsche einer so genannten Holzriese zu Tal befördert werden. Polternd kam es unten an, wo es bis zum endgültigen Abtransport zwischengelagert wurde.
Kohle und Eisenbahn machten diese Arbeit Mitte - Ende des 19. Jahrhunderts überflüssig.

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